Wahre Worte – Kommunalwahl
Wenn ich dabei bin ehrlich meine Meinung zu äußern, dann kann ich Thema Kommunalwahl auch noch anschneiden. Wahrscheinlich fühlen sich durch diesen Beitrag gleich die Falschen angesprochen, aber es fällt mir schwer es nicht so provozierend zu formulieren. Es soll hier kein Rundumschlag sein, weil ich einiges für sehr gut erachte, aber ein paar kritische Gedanken muss ich schon loswerden.
Ich habe in den letzten Wochen an einigen Sitzungen teilgenommen und mich mit sehr vielen Leuten unterhalten bezüglich der Thematik Kommunalwahl und was da so teilweise geäußert wurde, hat mich umgehauen, im positiven als auch negativen Sinne.
Als erstes, Kommunalpolitiker werden zu wollen scheint trendy zu sein, zumindest ist es in Kröpelin ein neuer Trend, wenn man plötzlich um die 50 Kandidaten für die Stadtvertretung hat. Dieser Umstand an sich ist sehr schön, weil nur eine gute Mischung an Stadtvertretern kann uns voranbringen, aber die Motivation dafür ist für mich manchmal fragwürdig. Da wird auf die lokalpolitische Arbeit geschimpft, von Durchsetzung unserer Interessen, frischen Wind (ich hoffe ich habe jetzt alle, nicht das sich einer vergessen fühlt) usw. ist die Rede. Da frag ich mich bloß, wo waren diese Leute denn die letzen 5 Jahre? Wenn es so schlecht ist, warum gibt es den Ruck durch Kröpelin und dessen Ortsteile erst 2009? Auch als Einwohner kann man sehr viel erreichen! Es gibt Einwohnerfragestunden, man kann die Stadtvertreter ansprechen usw.. Um es bildlich zu sagen, es ist für mich unverständlich sich am Ende hinzustellen und zu sagen der Kuchen schmeckt nicht, wenn man vorher beim Backen der hätte sein können, der die Zutaten reicht und in die Schüssel gibt.
Zweitens, Stadtvertreter sind an Gesetze und Satzungen gebunden, nach denen Sie handeln müssen. Hierbei sei aber gesagt, es gibt natürlich vielfältige Spielräume, die ich teilweise auch nicht ausgenutzt sehe, man muss aber vorsichtig sein ob das Ausnutzen dieser Spielräume nicht auch negativ sein kann.
Drittens, man möge sich doch mal klar werden, dass die Arbeit eines Stadtvertreters Zeit erfordert. Die Beschlussvorlagen, Protokolle usw. sollten auch gelesen, verstanden und kritisch hinterfragt werden. Neben den Sitzungen, sollten auch eigene Gedanken entwickelt und ausgearbeitet werden. Wer das Ausmaß nicht abschätzen kann, sollte sich mal mit einem der jetzigen Stadtvertreter unterhalten und wer nicht weis, was ich mit Beschlussvorlagen verstehen meine, der sollte sich einfach mal den Haushaltsplan plus Beschluss dazu geben lassen. Wer diese Zeit nicht aufbringen kann sollte es lassen, weil untätige unwissende „Ja-Sager“ als Stadtvertreter brauchen wir meiner Meinung nach nicht.
Viertens Stadtvertreter zu sein, bedeute meiner Meinung nach auch für Gesamt – Kröpelin zu denken und nicht für irgendeinen Ortsteil. Wenn irgendwann aufgrund finanzieller Engpässe oder in der allgemeinen Planung die Frage steht, eine Straße dort oder in meinem Ortsteil, dann sollte man sich klar sein, das die Entscheidungsgründe nicht seinen können „Bei mir, weil ich die Interessen vertrete“, sondern eher, wo wird Sie am dringendsten gebraucht, wie erreiche ich den maximalen Nutzen mit dem eingesetzten Kapital und und. Ich weis ich habe das jetzt an Ortsteilen festgemacht, gleiches gilt auch für die Stadt Kröpelin. Nicht das man mich falsch versteht, ich halte es übrigens für wichtig Mitglieder aus den Ortsteilen in der Stadtvertretung zu haben um einen besseren Informationsfluss zu haben. Aber wie gesagt, man möge sie vorher im Klaren sein, das es nicht um Einzelinteressen gehen kann, sondern um die Stadtentwicklung an sich.
Fünftens, wir sind nicht die USA, wir können nicht einfach Geld drucken. Kröpelin ist finanziell solide aufgestellt, dank der guten Arbeit der letzten Jahre, aber auch wir können nicht alles verwirklichen, weil wir das Geld nicht haben. Bei allen Wünschen, Ideen und Plänen, sollte man die Finanzierbarkeit nicht vergessen und man möge sich plötzlich nicht wundern, das wenn etwas für gut befunden wurde, es aber plötzlich erst in 3 Jahren Realität wird, weil vorher lassen es die finanziellen Mittel nicht zu. Für wenn ich hier böhmische Wälder aufzeige, der möge ich sich mal mit Einwohner aus Klein Nienhagen unterhalten, die Umpflasterung der Dorfstraße war schon zu Zeiten der Existenz der Gemeinde Altenhagen vor 5 Jahren ein lang diskutiertes Thema und ist immer noch nicht Realität.
Olaf Stellmach
07.04.2009 @ 08:13
Hallo Thomas, ich glaube Du hast die „Visionen“ vergessen. Aber macht ja nichts, natürlich fällt es schwer auch in den eigenen Reihen zu kritisieren. „Da wird auf die lokalpolitische Arbeit geschimpft, von Durchsetzung unserer Interessen, frischen Wind (ich hoffe ich habe jetzt alle, nicht das sich einer vergessen fühlt“
Gutteck
07.04.2009 @ 08:28
Hallo Olaf,
stimmt die habe ich vergessen, das geschah aber nicht bewusst sondern unbewusst.
Gruß
Thomas
Gutteck
07.04.2009 @ 08:36
Natürlich stellt sich aber auch die Frage, sind die Visionen neu auf dem politischen Pakett?
Micha
07.04.2009 @ 13:14
Es wäre aber letztlich schlimm, wenn Politiker keine Visionen mehr hätten, sondern sich nur darauf konzentrieren würden, Bestehendes zu verwalten und zu ergänzen. Dann bräuchte man sie nicht. Man muss nur zwischen real und irreal, sinnvoll und sinnlos unterscheiden bei den Visionen.
Gutteck
07.04.2009 @ 13:25
Micha da hast du Recht, es ging hier aber um einen von Thomas Wendt verfassten Artikel.
Thomas Wendt
07.04.2009 @ 23:53
Oh, wenn ich hier erwähnt werde, dann melde ich mich doch auch gleich persönlich zu Wort. 😉
Nur, ist fast alles gesagt. Thomas Gutteck fast das Dilemma zwischen Visionen und ihrer Umsetzung in seinem Artikel bereits sehr gut zusammen. Jeder Realist wird das bestätigen und ich bin mir sicher, die meisten Kröpeliner beurteilen genau diese Sachverhalte auch sehr realistisch.
@Olaf – Mir scheint es fast, wenn Du von „eigenen Reihen“ sprichst, als wenn Du damit einen Gegner postulieren möchtest. Wenn man aber mit dem Anspruch antritt, mit frischem Wind „parteiunabhängig“ sein zu wollen, dann sollte man den braven Parteisoldaten nicht geben, oder?
@Micha – Völlige Zustimmung. Hilfreich ist auch, sich die uralte Frage zu stellen: Cui bono? = Wem nutzt es? Dann kommt man oft sehr schnell darauf, daß hinter manch vermeintlich toller Vision letztendlich leider nur ein sehr persönliches Interesse steckt.
Doch bevor sich jemand angesprochen fühlt, möchte ich allen 54 Kandidaten eine moralisch einwandfreie Motivation unterstellen und vertraue im übrigen darauf, daß die Kröpeliner sich daraus genau die 17 Vertreter erwählen, die die Gemengelage dieser Stadt perfekt wiederspiegeln. Das war bei allen Wahlen seit 1990 so und wird auch 2009 nicht anders sein. 😉
Karl Heinz Mann
09.04.2009 @ 09:10
Ich habe mir geschworen, ich schreibe nicht, obwohl Artikel und Komentare nicht so stehen gelassen werden dürfen.
Also halt ich mich zurück.
Gutteck
09.04.2009 @ 09:18
Ich hatte übrigens Recht, es fühlen sich die Falschen angesprochen, siehe mein 2. Satz.
Thomas Wendt
09.04.2009 @ 12:15
Du meine Güte. Das muß doch möglich sein, mal grundsätzlich etwas zu schreiben, ohne das sich „die Falschen“ oder „die Richtigen“ oder überhaupt jemand persönlich betroffen fühlt.
Wenn das hier in einem Blog schon zu Schwüren und Aufregung führt, wie soll das dann erst in der künftigen Stadtvertretung werden? Wie will man in Kröpelin etwas gut voranbringen, wenn man dermaßen zart besaitet ist? Da kommt man doch gar nicht drum herum, sich mal untereinander die Meinung zu sagen. Und danach geht man eben gemeinsam ein Bier trinken und die Sache ist dann auch wieder gut.
Wer die Illusion hegt, man würde in der künftigen Stadtvertretung allen Interessen gerecht werden können, nur weil man sich selbst für gerecht hält, der wird enttäuscht werden. Da heißt es eine eigene Meinung zu formulieren, diese abzuwägen, sich zu entscheiden und dann zu seiner Entscheidung zu stehen, trotz oder gerade wegen möglicher Anwürfe.
Besucherin
27.04.2009 @ 10:58
Es ist eine alte Wahrheit, dass man in der Politik oft vom Feinde lernen muss.
Wladimir Iljitsch Lenin
… ordentlich die Meinung sagen – danach Bier trinken – na dann, viel Spaß …