Bikergottesdienst
OZ Artikel „Münsterstadt in Bikerhand“ vom 15.05.06
Gestern trafen sich zum 9. Mal Motorradfans aus dem ganzen Norden zum Bikergottesdienst und zur gemeinsamen Ausfahrt.
Bad Doberan Bei Sonnenschein und blauem Himmel schienen gestern alle Biker des Nordens zum traditionellen Bikergottesdienst nach Bad Doberan unterwegs zu sein. „Unsere Erwartungen haben sich erfüllt“, freuten sich die Organisatoren Herbert Baor und Oliver Ewig. „Wir schätzen, dass mindestens 11 000 Bikes dabei sind – 1000 mehr als im letzten Jahr.“
Pünktlich um 9 Uhr trafen sich die Motorradfans an den Treffpunkten Neubukow, Schwaan, Satow und Sievershagen zur Sternfahrt nach Bad Doberan. „Wir waren spät dran, die vielen Baustellen haben mächtig Zeit gekostet“, stöhnte Renè Richter, der aus Ribnitz-Damgarten anreiste und über die Autobahn fuhr.
Kaum gelandet, setzte sich die funkelnde Biker-Kolonne vor vielen Schaulustigen hupend und winkend in Bewegung. Rund 100 Polizisten sicherten die Ausfahrt ab, sperrten Kreuzungen, begleiteten die riesige Kolonne und waren rund um das Münster präsent. Ein Hubschrauber begleitete die dröhnende Blechlawine in der Luft. Für die meisten Passanten an den Straßenrändern eine echte Sensation. „Hast du die Goldwing gesehen?“ fragte ein Zuschauer seinen Nachbarn. „Die war dreirädrig, kostet sicher einen Haufen Schotter.“ Doch nicht nur teure Bikes sausten über den Asphalt, auch alte DDR-Maschinen – Schwalbe, Spatz, AWO, EMW, SR2 und MZ – mischten sich in das Getümmel zwischen Motorrädern aller Marken und Hubraum-Klassen: Oldtimer, Trikes, Shopper und Cruiser.
Traditioneller Höhepunkt war natürlich der Gottesdienst, zu dem sich „auf der Suche nach dem Weg zum Glück“ mehr als 1000 Motorradfreaks in das Münster begaben. Die anderen Biker verfolgten die Andacht von der Wiese aus über die Lautsprecher. Der musikalisch flott begonnene Gottesdienst – der Pastor der Münstergemeinde, Albrecht Jax, griff zur Bassgitarre – sollte zu einem beeindruckenden Bekenntnis zur Verantwortung im Straßenverkehr werden. Spielten sich die Gottesmänner Jax und Volkmar Glöckner von der Baptistengemeinde während der Predigt die Bälle zum Thema Glück kurzweilig zu, herrschte Totenstille, als zahlreiche Besucher mit einer Kerze an Angehörige erinnerten, die ihr Leben im Straßenverkehr verloren. Betroffenheit, unterdrücktes Schluchzen kennzeichneten den bewegenden Moment.
Die Pastoren sahen nicht allein weltliches Glück als selig machend. Die Menschen seien zu Glücksjägern geworden. Auf der Jagd danach seien sie unbarmherzig. Glück habe letztendlich der Leid tragende, der Trost erfahre, so die Quintessenz.
Aber auch der Genuss kam gestern nicht zu kurz, denn der Himmel strahlte und die Bikerfreaks belagerten die Wiesen und Biertische vor der Bühne, auf der „Five Men on the Rocks“ zu Klängen von AC/DC abrockten.
„Wir haben rund 400 Portionen Erbseneintopf verkauft und mehr als 60 Liter Nudeln mit Tomatensoße“, stellten Günter und Willi Waligora fest. Sie hatten, wie auch in den Jahren davor, die Gulaschkanone der Feuerwehr in einem Zelt am Münster aufgebaut.
„Es war eine super Veranstaltung, gut organisiert und tolle Musik“, schwärmte Dieter Steuk aus der Hansestadt Stralsund, der seit 2000 jedes Jahr mit Bikerfreunden dabei ist.
INES SCHÖBEL und TIMO RICHTER
Gestern war ich erst etwas traurig, das ich nicht selber mitfahren könnte, weil ich arbeiten musste. Aber wir sind dann mit Freunden nach Doberan gucken gefahren, und ich muss sagen eine gelungene Veranstaltung.