Tor zu Ostsee?
In einer heute veröffentlichen Zeitungsartikel, wird über ein zur Zeit durch die Verwaltung erarbeitet Marketingkonzept geredet, dadurch soll die regionale Identität gestärkt werden und zum Beispiel durch Kröpeliner Produkte nette Mitbringsel für Touristen geschaffen werden.
Für mich ist dies natürlich sehr spannend, gerade als Touristiker und seit Jahren im Marketing tätig, steht aber die Frage offen, ob die Verwaltung die Richtige ist, solch ein Konzept zu erarbeiten. Ungeachtet dessen, ich halte diese beiden Ansatzpunkte durchaus für sinnvoll, was man ja auch schon seit längeren hier lesen kann.
Laut Zeitungsartikel sind einige Maßnahmen geplant, von Kröpeliner Produkten (Mühlenbrot, Schusterbrötchen, Kartoffelschnaps), Kennzeichenhalter fürs Auto, Fahnenmasten an den Ortseingängen und neuen Schildern für die Ortsteile uvm. ist die Rede.
Dies sind durchaus sinnvolle Maßnahmen, aber woher soll das Geld dafür kommen? Im Vergleich zu den Ostseebädern, nimmt Kröpelin kein Geld (vgl. zur Kurtaxe) von den Touristen ein. Auch erhöhte Gewerbesteuereinnahmen aus den Beherbungsbetrieben, die meist privaten Charakter in Kröpelin und dessen Ortsteilen besitzen, sind kaum zu erwarten.
Fahnenmasten, neue Schilder für die Ortsteile? Sicherlich sinnvoll geplant für das interne Marketing, also sprich zur Stärkung der regionalen Identität, wäre da nur der Fakt, das viele Einwohner aus den Ortsteile sich nicht als Kröpeliner fühlen, weil Sie erst seit kurzem Kröpeliner sind. Bis dato bleibt ein Altenhägener meist ein Altenhägener, zumindestens fühlt er sich so. Diese Maßnahmen sind für Touristen auch nur bedingt sinnvoll, klar Sie erkennen wo Kröpelin beginnt, aber man muss sich doch nichts vormachen, die wenigsten Touristen kommen wegen Kröpelin, sondern vielmehr wegen der Ostsee. Wenn wir Kröpelin als Urlaubsregion bei den Touristen prägen wollen, müssen wir auch entsprechende inhaltlich wertvolle Imagebroschüren auflegen und die auf Messen oder ähnlichen Veranstaltungen unter das Volk bringen. Doch das sind einfach nur Kosten, des Refinanzierung höchst wahrscheinlich nicht gegeben ist.
Wenn man ein Marketingkonzept erarbeitet, sollte man auch realistisch arbeiten. Kröpelin ist das touristische „Hinterland“, direkt hinter den Ostseebädern. Hier gibt es schöne Natur, günstigere Ferienwohnungen, es ist nicht überlaufen und alles in greifbarer Nähe zum Wasser. Das sind die Hauptargumente für Kröpelin aus touristischer Sicht und die muss man herausarbeiten. Die Ostseebäder übernehmen inhaltlich die Lobbyarbeit, sprich Imagebroschüren usw. für die Region. Ich sehe die Hauptaufgabe erstmal daran, das besagte Tor zur Ostsee zu sein und den Weg an die Ostsee zu ebenen, sprich entsprechende Gäste aus Kröpelin gezielt in die Ostseebäder zu führen (Radwege, Ausschilderungen usw.).
Thomas Wendt
20.01.2009 @ 16:59
Viele Wege führen zum Ziel (und mindestens genauso viele davon weg). Als derjenige, der den ersten Kröpeliner Aufkleber herausbrachte, darf ich das sagen 😉
Ein weiteres „Baby“ von mir war es, die Stadt in den damals neu gegründeten Tourismusverband Mecklenburgische Ostseeküste zu bringen. Auf meinen Antrag hin, beschloß die Stadtvertretung als Stadt Kröpelin Mitglied zu werden. Von den Hoteliers und sonstigen Vertretern der Ostseebäder wurden die Hinterländler immer etwas belächelt, aber mir war wichtig, daß wir als Hinterland dennoch selbstbewußt unsere Interessen mit einbringen, als da wären: ausreichende Erwähnung in den Broschüren und Angeboten des Verbandes, Berücksichtigung des Hinterlandes in allen Konzeptionen zum Beispiel des Kreises, wie beim Radwegenetz und vor allem die gegenseitige Rücksichtnahme. Kühlungsborn bei Regen kann öde sein. Spätestens dann sollte man sich auf den Weg nach Kröpelin machen und das durchaus auf Empfehlung der Kühlungsborner.
Sind wir überhaupt noch Mitglied im Verband? Wenn ja, wer nimmt unser Mandat wahr und wie wird das zum Beispiel im Ausschuß für Wirtschaft und Gewerbe kommuniziert?
Nun, ist auch nur ein weiterer Weg…
Gutteck
20.01.2009 @ 19:43
Einen Tourismusverband Mecklenburgische Ostseeküste gibt es meines Wissens nicht, du meinst sicher den Verband Mecklenburgische Ostseebäder, beim dem die Stadt übrigens noch Mitglied ist. Aber wie der Name schon sagt, sind dort andere Primärinteressen.
Thomas Wendt
20.01.2009 @ 20:07
Oder der Verband hieß damals eben noch anders, nämlich „Mecklenburgische Ostseeküste“ und hat sich aus Gründen der Historie, der Vermarktung und der Stimmenzahl der Vertreter aus den Ostseebädern umbenannt. Müßte ich mal schauen, ob ich noch alte Unterlagen finde.
So gingen ja auch reihenweise Fremdenverkehrsverbände ein, huhu „Fremde“, wer denkt da nicht sofort an Fremdenfeindlichkeit? Das stört doch das Wöhlbefinden der lieben Gäste. Und nun sind es eben Tourismusverbände. Und „Sommerfrischler“ darf man die Touristen auch nicht mehr nennen, damit nichts den saisonverlängernden Versuch stört.
Übrigens erwähnt kein Geringerer als der Vorsitzende des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern meine Variante auf seiner Homepage 😉
Und ja, Kröpelin ist Mitglied, siehe http://www.ostseeferien.de/01_mitglieder/index.php – nun muß man also nur noch etwas draus machen…